Acta Pacis Westphalicae III D 1 : Stadtmünsterische Akten und Vermischtes / Helmut Lahrkamp
40. Kf. Ferdinand an Stadt Münster Bonn 1643 August 25
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Bonn 1643 August 25
Ausfertigung: A XIV 106a. Kanzleivermerk fehlt, da Umschlag verloren.
Verstärkung der Garnison und deren Bezahlung aus Stiftsmitteln.
Ferdinand von Gottes gnaden ertzbischoff zu Collen und churfürst etc.
Ersame liebe getrewe! Wir haben beide ewere gehorsambste schreiben vom
14. und 21. dieses zue recht empfangen und aus deren inhalt, was ir in einem
und anderen sorgfeltig erinnert, mit mehrerem verstanden. Soviel nun den
duc de Longeville, principalgesandten von der cron Frankreich, und was ir
dessen großen comitats halber besorgen thuet, betrifft, obwoll derselbe zue
Münster noch so balt nit ankommen mag, so geschieht doch von euch woll
daran, daß ir sorgfeltig seyet, wie allen desfahls befahrenden confusionen
und ungelegenheiten vorzukommen, maßen wir dan auch allen erwögenen
umbstenden nach selbsten nöttig befinden, daß bey allerseits legationen der
comitat nach muglichkeit einzuziehen, zu welchem endt dan nit undienlich
sein mögte, wann ir mit der statt Oßnabruck euch in vertrawen vergleichen
und die Kayserliche anwesende gesandten zuesamender handt ersuchen
thetet, durch dero underhandtlung es dahin zu bringen, daß allerseits inter-
essirte cronen und principalen, und zwarn durchgehendt ahn beiden mahl-
stätten zue Münster und Oßnabruck, zue verhuetung allerhandt confusio-
nen , auch desto füglicher beibringung der victualien, iren comitat auf eine
gewisse zahl reduciren wolten.
Betreffendt sonsten ewere erinnerung wegen versterckung der guarnisoun
und daß wir zu deme endt die vor diesem heraußgeforderte völcker wieder-
umb nach Münster verlegen wolten, da pleibt euch hiemit gnedigst unver-
halten , daß wir nit allein darauff bedacht, sonderen man auch bereits in
würcklicher arbeit begriffen, auf daß die schwache compagnien, so sich bei
anderen unseren regimentern befinden, reformirt, die überpleibende re-
crutirt , versterckt und completirt, und nachdeme solches erfolgt, euch in
ewerem suchen desto besser ahn handt gegangen werden möge; und weilen
ohnedaß bei den praeliminartractaten in vorschlag kommen, daß zwischen
Münster und Oßnabrück ein bequember ort, an welchem zwischen den
tractirenden theilen communication zue pflegen, möge neutral gemacht
werden und wir zu dem endt unsere statt Warendorff, als welche wir darzu
am bequemsten zue sein befunden, vorgeschlagen,
Mit dem kurkölnischen Vorschlag war man in Wien nicht einverstanden. Die kaiserliche Instruk-
tion für die Gesandten in Münster und Osnabrück vom 15. Juli 1643 schrieb diesen vor, sich auf
Warendorfs Neutralisierung nicht einzulassen (APW I 1 [ S. 400 ] und 408). Man verfiel auf das
zwischen beiden Städten gelegene Dorf Lengerich, in dessen Kirche im Sommer 1645 die kurfürst-
lichen Gesandten zusammenkamen, doch bewährte sich diese Lösung auf die Dauer nicht. Die
Festung Warendorf wurde Sommer 1647 erfolglos von den Schweden unter Königsmarck belagert.
Majestet mit ehisten gnedigste gewirige resolution erwarten, so wirt auf
deren erfolgung euch mit dieser begerten manschafft desto fuglicher zue
willfahren sein. Wir stehen aber nit wenig ahn, wie gegen den monat Sep-
tembrem und kunfftig der underhalt beizubringen, in erwegung, bei den
außlendischen cronen nit woll aufgenommen werden dörffte, wan diese
neutrale compagnien auß des nit neutralen Westvalischen craißes mittelen
solten underhalten werden, zu geschweigen, daß die craißstendt auß ande-
ren mehreren ursachen sich darzu ferners zu bekennen und wie solches von
ihnen zu begehren bedenkens tragen, wie ir bei der rückkunfft unseres
cantzlers mit mehreren verstehen werdet, zue dem endt auch auf diesen
monat Augustum allein aus unsers stiffts Münster mittelen den underhalt
noch assigniren lassen; auf alsolche continuation aber nit allein wegen unsers
stiffts großer beschwernußen und unvermögenheit, sondern auch der auß-
lendischen potentaten contradiction halber man sich nit zue verlassen; und
wir dannoch euch bei alsolchen schweren last gnedigst gern geholffen sähen,
als wehren wir, jedoch ohne consequentz und gegen genugsamen revers,
gnedigst zuefrieden und könnten, wan es also fuglich einzurichten ( derent-
wegen ir dan mit unseren heimbgelassenen rhäten zue communiciren), ge-
schehen lassen, daß zu desto besseren underhalt mehrbesagter vier compag-
nien eine gewisse tragliche tax (davon uns ir zue unserer ratification eine
verzeichnuß einzuschicken) auff allerhandt consumptiones geschlagen und
erhöben und darauß der underhalt besagter völcker genommen werden
möge, so wir euch hinwieder gnedigst anfügen wollen, denen wir mit gna-
den woll zugethaen verbleiben. Geben in unserer statt Bonn, den 25. Au-
gusti anno 1643.
Ferdinand
J. Stam